Stoffpferd selbst nähen.
Mit kostenlosem Schnittmuster.
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Auf dieser Seite finden Sie eine Anleitung zum selbst Nähen eines großen Stoffpferdes als Reittier mit kostenlosem Schnittmuster und detaillierter Beschreibung.
Dirk Trute
am
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Letzte Änderung:.
Einleitung... oder wie wir zu Rosinate (Nr. 5) kamen.

Wir hatten vor einiger Zeit ein Stoffperd mit Rädern unten dran in einem Katalog gesehen. Um es genau zu sagen, handelte es sich um ein Zebra von Vertbaudet. Heute bekommt man alles nur theoretisch, praktisch bekommt man nur die Dinge, die keiner will. Beziehungsweise man möchte noch ein bisschen überlegen und dann ist das Objekt des Verlangens vergriffen. Also entschlossen wir uns, etwas Ähnliches als Reittier selbst zu konstruieren. Damit man auch sehen kann, dass es sich um eine Eigenentwicklung handelt, habe ich ein wenig zu den Entwicklungsschritten des Stoffpferds geschrieben. Das Entwickeln hat sehr lange gedauert und das eigentliche Zusammennähen der Einzelteile ging dann recht schnell.
Insgesamt gab es 5 Entwürfe. Die Proportionen stimmten immer irgendwie nicht ganz und unser Stoffpferd sah etwas verschroben aus. Bei "Verschroben" musste ich irgendwie an Don Quijote und dessen Pferd "Rosinante" denken. Auch wenn Rosinante im Roman von Miguel de Cervantes als etwas unterernährt und klapprig beschrieben wird, erhielt unsere eher etwas mollige Version, den Namen dieses Pferdes (den die Kinder erst doof fanden). Also: Rosinante + 5. Versuch = "Rosinante 5".
Auch wenn ich geschrieben habe, dass das eigentliche Nähen recht schnell ging, ist die ganze Sache doch etwas aufwendig und man muss zum Nachbauen mindestens ca. 8-12 Stunden einplanen.




Über das Prototyping von Stoffpferden
Dieses Kapitel ist zum Nachbauen nicht unbedingt erforderlich. Da das Konstruieren die meiste Zeit in Anspruch genommen hat und ich auch zeigen möchte, dass es sich bei Rosinante nicht um ein Plagiat, sondern um eine Eigenentwicklung handelt, möchte ich dennoch ein bisschen über das Prototyping von Stoffpferden erzählen.

Alle die wissen möchten, wie das Stoffpferd entstanden ist, können sich durch sich durch einen Klick auf den folgenden Button die ganze Story anzeigen lassen.
Das ganze Kapitel anzeigen, mehr…
Wie so oft begann es mal wieder mit einer Skizze. Auf der Skizze hat Rosinante noch Räder, diese wurden dann später durch einen Regierungsbeschluss abgelehnt. Und ich dachte schon nach, wie man einen Akkuschrauber als Antrieb einbauen kann...
Diese Skizze wurde dann am Computer ganz "professionell" zu einem digitalen Modell
überarbeitet. Ein bisschen erinnert mich die Grafik an den Stil von Ritter
Rost. Die Ähnlichkeiten sind rein zufällig.
Daraus wurden dann die Umrisse herausgearbeitet und die Teile nach
Blechkonstruktionsstil abgewickelt, um die wahren Längen der einzelnen Teile zu
erhalten. Die bläulichen Objekte auf den Monitor sind die Teile, die fertig
konstruiert sind. Aus diesen Teilen bastelte ich dann ein Papiermodel.
Diese beiden Teile tragen zusammen die Versionsnummer 1. Wie Sie sehen, habe ich mit dem Hintern angefangen. Frauen vermutlich mit den Augen. Nein, das Hinterteil war am einfachsten, da es sich nur um eine Kugelabwicklung handelt und man irgendwo anfangen muss. Da ich dann ein bisschen Inspiration benötigte bastelte ich dieses wundervolle Modell aus einer Einkaufstüte. Die Kinder waren übrigens vom Tütenpferd nicht sehr überzeugt.
Hier der zweite Versuch. Der Hals hängt nach unten und ist viel zu dick. Der
Kopf ist auch etwas zu groß und der Rücken zu kurz. Ohren müssen da auch noch irgendwie dran.
Hier die "Designstudie" zum Thema Pferdeohren. Vielleicht haben Sie im Internet
schon einmal nach Pferdeohren gesucht und aus Versehen auf Google Shopping
geklickt? Noch nicht? Wenn Sie kein Hund sind, sollten Sie dies auch nicht tun.
Das Stück für nur 99 ct. Der Brechreiz war ganz in der Nähe.
Wie Sie später feststellen werden, habe ich die Ohren nicht ganz naturalistisch anordnen können. Rosinante ist leider ständig sehr wachsam. So ließen sich die Ohren aber gut einnähen. Falls es einmal eine Rosinante 5.1 geben sollte, erhalten die Ohren eine andere Anordnung. Denn zwischenzeitlich ist mir dazu etwas Besseres eingefallen.
Hier der dritte Versuch, der mir immer noch nicht gefallen hat. Zu großer Kopf,
dicker Hals und zu kleiner Körper. Auf einen neuen Versuch.
Dies ist Rosinante Nummer 4. Ich war schon sehr zufrieden. Es wurden nur noch
ein paar kleine konstruktionstechnische Details überarbeitet, um einen Versuch
mit echtem Material wagen zu können.
5. Versuch. Aus einem original DDR-Geschirrtuch meiner Mama habe ich dann den
Prototypen von Rosinante zusammengenäht. Das heißt, erst wurden die Teile auf
A4-Größe skaliert, ausgeschnitten, auf den Stoff übertragen, wieder
ausgeschnitten und [selbst] zusammengenäht, gewendet, mit Füllwatte
ausgestopft und handbemalt. Ach ist die niedlich, oder? Einen Sattel habe ich
dann auch gleich angepasst.
Mit Schweif und Mähne sah dass gleich noch viel besser aus.
Beides sind Stoffreste vom Besäumen. Die Reaktion der Kinder auf Rosinante Nr. 5 war auch
fantastisch:"waaaa, so ein blödes Pferd ohne Beine will ich nicht".
Dies war sehr erbauend, um das Projekt "Monsterpferd" bis zum Schluss durchzuziehen.
Hier noch einmal die gesamte Versionshistorie der Entstehung von Rosinante als
Erinnerungsfoto.
Wenn Rosinante nicht blau, sondern orange wäre und statt Ohren zwei
undefinierbare Metallteile am Kopf hätte, würde sie mich nochmehr an Roboz
aus
Trio mit vier Fäusten erinnern.
Vielleicht war das eine unterbewusste Botschaft.
Schnittmuster und Zuschnitt für das Stoffpferd
Nachfolgend finden Sie das Schnittmuster als PDF-Datei zum Herunterladen und Ausdrucken. Mehr ist nicht erlaubt. Die einzelnen A4-Blätter werden dann zusammengeklebt, ausgeschnitten und die Teile als Schablonen zum Anzeichnen der Konturen auf den Stoff verwendet.
- Schnittmuster als PDF-Datei für Stoffpferd "Rosinante 5", Dateigröße 355kB
- Detaillierte Anleitung zum Kopf, Dateigröße: 888kB.
- Bitten beachten Sie die Nutzungsbedingungen Link
Bitte speichern Sie die PDF-Datei vor dem Drucken erst lokal auf
Ihrer Festplatte (oder wie auch immer) und öffnen diese dann mit einem
PDF-Betrachter. Der Druck aus einem Browserplugin ist ggf. unmaßstäblich und
unvollständig.
bzw.
Vor dem Ausdruck muss in den Einstellungen des PDF-Betrachters z.B.
Adobe Reader
(und ggf. auch in den Einstellungen des Druckertreibers) eingestellt
werden, dass die Größe des Ausdrucks unverändert erfolgt, dass also keine
automatische Anpassung an die Papiergröße erfolgt.
Abbildungen aus Adobe Acrobat 6 und XI als Beispiel.
Für die großen Teile gibt es Übersichten, auf denen man sehen kann, wie die einzelnen Blätter aneinanderzufügen sind.
Und für den Zweifelsfall gibt es dann noch "Navigationspfeile" auf den einzelnen Seiten.
Die Navigationspfeile auf den Seiten geben jeweils an, welches Blatt wo
angelegt werden muss.
Die Zahl in der Mitte gibt die Seitenzahl des jeweilig aktuellen Blattes an.
Ich denke, einfacher geht es nicht.
Zum Ausdrucken der Schablonen werden min. 34 Seiten dickes Papier mit
120-180g/m² und zum Zusammenkleben der Blätter wird eine ganze Menge
Klebeband benötigt.
Die einzelnen Seiten werden dann Stoß an Stoß ohne Überlappung aneinander
geklebt. Der Seitenstoß wird jeweils mit Klebeband überdeckt. Es ist
ausreichend und sparsamer nur die Stellen zusammenzukleben, die für die
Schablonen benötigt werden.
Nach dem Zusammenkleben werden die Teile an den Konturen der Außenkanten mit
einer Papierschere ausgeschnitten (ohne Bild). Papierschere steht an dieser Stelle, da Sie zum Ausschneiden der Schablonen unbedingt eine andere Schere als für den Stoff verwenden sollten.
An der Position der Augen
schneidet man eine kleine Öffnung aus der Schablone und markiert durch das
entstandene Loch mit einem Stift die Lage der Augen auf dem Stoff. Die Augen
später zu positionieren dürfe sehr schwierig sein.
Die Pfeile, die jeweils am Ende der Rundungen (Radien) zu finden sind, markieren
die Stellen,
an denen der Stoff unbedingt zusammenpassen muss. Um die Trefferquote zu
erhöhen,
habe ich an den Spitzen der Pfeile Löcher gestanzt und durch diese Öffnungen
die Markierungen auf den Stoff übertragen.
Die Schablonen werden nun auf dem Stoff ausgelegt und etwas dilettantisch mit
schwarzen Permanentmaker (CD-Stift) nachgezeichnet. Vorher sollte man aber
Testen, ob die Farbe des Stifts durch den Stoff durchgeht. Wenn ja, sollte man doch
einen speziellen Anzeichenstift verwenden. Diese gibt es als Kreidestift oder
als Filzstift mit einer Tinte, die von allein wieder verschwindet. Allerdings
haben diese Stifte ihre Grenzen, welche die möglichen Farben und auch die
Sichtbarkeit betreffen. Beispielsweise Blau auf blauem Stoff.
Ein Plan zur Anordnung der Einzelteile ist im Schnittmuster enthalten.
Gegebenenfalls ist bei der Anordnung der Teile auf das Muster bzw. die
Strichrichtung des Stoffs zu achten, damit die Teile harmonisch
zusammenpassen.
Für den Rumpf werden zwei Teile mit der Nummer 2 (siehe Schneideplan im Schnittmuster) benötigt. Die Schablone muss für eins von beiden Teilen linksherum, also mit der Beschriftung nach unten auf den Stoff aufgelegt werden.
Ringsherum um alle Teile ist dann nochmals eine Nahtzugabe von ca. 15mm
anzuzeichnen.
Nach dem Übertragen der Konturen werden die einzelnen Teile ausgeschnitten.
Davon gibt es leider auch kein Bild.
Je genauer die Teile angezeichnet und zugeschnitten werden um so einfacher, ist
das Zusammennähen.
Wenn man alle Teile auf den Stoff übertragen hat, kann man
die Schablonen an den Klebestellen zusammenfalten und für
schlechte Zeiten aufheben.
Mähne und Schweif vorbereiten
Mähne
Die Mähne sollte irgendwie besonders füllig werden und nicht nur aus 3 Fusseln wie bei den "Mitbewerbern" bestehen.
Für Mädchen ist dies besonders wichtig, da man dann die Mähne z.B. flechten kann. Allerdings haben wir uns beim Material dann doch "inspirieren" lassen. Für Mähne und Schweif wurden Hoooked Zpagetti verwendet. Dabei handelt es sich um ein Restmaterial aus der Textilindustrie.
Hoooked Zpagetti.
Auf der Rolle sind ca. 120m. Diese Menge reicht für mehrere Rosinanten.
Um die besagte Fülle zu erreichen, musste ich mir einfallen lassen, wie man möglichst viele Fäden hintereinander bekommt, die Mähnenfäden bis zum Nähen zusammenhalten und alles noch unter die Nähmaschine passt. Ich klebte dann einen ca. 65cm lagen Streifen Malerkrepp, mittels Malerkrepp auf der Bastelunterlage fest.
Der Malerkreppstreifen kommt mit der Klebeseite nach oben. Auf den Streifen habe ich dann in Schlangenlinien von ca. 25cm Länge die Zpagetti ausgelegt und jedes Mal am Klebeband festgedrückt.
Als die erforderliche Länge erreicht war, klebte ich noch einen Streifen von der anderen Seite auf. Da mir die Angelegenheit dann immer noch zu unsicher war, nähten wir beide Klebestreifen zusammen (leider nicht ganz unproblematisch).
Danach ist die Mähne verliersicher und man kann die Schlaufen der Zpagetti auf der anderen Seite mit einer Schere aufschneiden. Die Längen der so entstehenden Einzelfäden müssen nicht alle gleichlang sein.
Die Mähne wird dann zwischen die Teile 6 und 7 genäht. Also zwischen die kleinen rechteckigen Stücken, zwischen denen die Ohren sitzen und den Hals. Hierbei gab es ein Problem! Zum einen war die Belastung durch die große Materialstärke für die Nähmaschine grenzwertig, zum anderen hat sich etwas Kleber des Malerklebebandes abgelöst und an der Nadel und in der Mechanik der Nähmaschine verteilt. Um dies zu vermeiden, sollte man nicht wie im Bild dargestellt durch den Klebestreifen nähen, sondern diesen Außen vor lassen. Also nicht durch das Klebeband nähen. Ansonsten war diese Technik ganz praktisch. Wer viel Zeit hat, kann die Fäden der Mähne auch vorher von Hand auf einen schmalen Stoffstreifen nähen.
Die Mähne ist so lang wie der gesamte Hals plus 2-mal die Kopfoberseite Teil Nr. 7. Auf dem Foto sind die Ohren und 4-mal das Teil Nummer 7 bereits angenäht. Und schon hat Rosinante einen punkigen Hairstyle...
In der Grafik ist angegeben, wie lang die Mähne sein sollte und wie die Länge
auf Kopf und Hals aufgeteilt ist. Auf den Millimeter kommt es aber dabei nicht
an.
Schweif
Ein Pferd braucht auch einen schönen Schweif. Außerdem sollte dieser auch recht stabil sein.
Der Schweif besteht wie die Mähne aus
Hoooked Zpagetti. Diese wurden in etlichen Windungen um 2 Schraubzwingen, die in
ca. 50 cm Abstand befestigt, waren gewickelt. Das so entstandene Bündel ist ca. 2cm dick.
Die Schlaufen des Schweifs werden an dem Ende das im Körper verschwindet nach der
Kabelbaubindemethode
fest zusammen geknotet. Die Schlaufen am anderen Ende werden ab- oder aufgeschnitten.
Der Schweif ist dann fertig und muss nur noch mit dem Rest des Pferdes verbunden werden.
Zur Befestigung des Schweifs am Körper wird um diesen ein Stoffstück genäht.
Das Stoffstück wurde dann per Hand an den Schweif an- bzw. durchgenäht.
Dieses wird dann, nachdem man den Schweif durch das Knopfloch im Po-Mittelteil
(Teil 4) geführt hat, an die Nahtzugabe der Rückennaht angenäht.
Die Naht sollte so stabil wie nur möglich sein. Davon gibt es leider auch kein
Foto.
Nähanleitung
Die auf der Zeichnung angegeben Maße beziehen sich auf das fertige Stofftier, damit Sie eine Vorstellung von der Größe haben. Durch das Ausstopfen, dehnt sich Stoff und Rosinante wird nochmals ein bisschen größer.
Die Nummern auf der Zeichnung finden Sie in der Nähanleitung und auf dem Schnittmuster wieder.
Kopf und Ohen
Fangen wir mit dem schwierigsten Teil an, dem Kopf.
Ohren
Mit der Anordnung der Ohren hatte ich so einige Probleme. Um es nicht weiter zu verkomplizieren, bekam unser Stoffpferd die Ohren ganz oben auf den Kopf. Die Rückseite der Ohren wurde aus dem gleichen Stoff wie der Rest von Rosinante angefertigt, das innere aus dem Pünktchenstoff, der auch für den Sattel verwendet wurde. Im Schnittmuster ist der Sattel- und Ohreninnenteilstoff mit "Stoff 2" bezeichnet.
Sie benötigen für das linke und das rechte Ohr jeweils 2-mal das Teil 8 und
2-mal das ohreninnere Teil 10. Die Ohrenschablone benötigen Sie nur einmal,
auch wenn diese 2-mal im Schnittmuster auftaucht. Sie müssen jedoch die
Schablone einmal gespiegelt, also mit dem Text nach unten verwenden.
Damit die Ohren nicht herunterhängen, wurden sie mit einem Fließ
verstärkt.
Wenn die Ohren fertig sind, nähen sie diese jeweils an das
Teil 7. Achten Sie auf eine leichte Schrägstellung der Ohren. Der Winkel
sollte für beide Ohren gleich sein, nur einmal nach rechts und einmal nach
links geneigt.
Im nächsten Schritt wird zwischen den beiden Ohrenstücken der erste Teil der Mähne genäht. Falls Sie die Mähne mit der Malerkrepp-Metode hergestellt haben, müssen Sie unbedingt darauf achten nicht durch das Klebeband zu nähen. Da der Kleber sonst auch die Nadel verkleben kann. Also entweder zwischen Naht und Klebeband ein wenig Platz lassen oder die Zpagetti der Mähne vorher auffädeln und das Klebeband entfernen.
Hier die "Innenansicht" der vernähten Teile 7, 8 und 10. Es entsteht gewissermaßen ein "Kopfoberseitenohrenteil"
Anschließend nähen Sie die rückseitige Naht des Halses, Teil 6 zusammen. Der Rest der Mähne kommt zwischen diese Naht. Eine eventuelle Überlänge der Mähne kann dann eingekürzt werden, da die Mähne maximal bis zum Rückenteil reichen kann.
Teil Nr.5 bildet das Maul und die Unterseite des Kopfes. Die schmale Seite wird an den Maulbereich genäht.
Der Kopf wäre dann soweit fertig. Jetzt sollten Sie die Augen einsetzen.
Augen
Bei den verwendeten Augen handelt es sich um Kunststoffaugen von Glorex mit
einem Durchmesser von 21mm. Größere Augen wären besser gewesen z.B. 28mm,
diese gab es aber leider nicht.
Wie und wo die Position der Augen bestimmt wird,
hatte ich bereits beschrieben. Zum Einbau habe ich mit einem
"Milchdosenpikser", der wohlklingende Fachbegriff ist Dosenlocher, an der zuvor
markierten Stelle ein Loch gepiekst und durch Drehen die Öffnung erweitert,
bis die Stiele der Stielaugen durchpassten, ohne die Fäden das Stoffes
einzureißen.
Um ein Ausreißen der Augen zu verhindern, sollte die Augenpartie auf der Innenseite durch ein Bügelvlies verstärkt werden. Ich denke hierbei an die "verschluckbaren Kleinteile".
Körper und Sattel
Nähen Sie die Teile 2 (das rechte und das linke Teil) an der Rückennaht zusammen. Die Nähte dürfen immer nur bis zur vom Schnittmuster übertragenen Kontur reichen und nicht weiter. Die beiden sich in der Grafik überlappenden Teile bilden später den Bug (oder wie das vorn beim Pferd heißt) und kommen erst später an die Reihe. Dann applizieren Sie den Sattel, Teil Nr. 9 (siehe Sattel) mittig auf dem Rücken und dann den Griff, Teil Nr. 11.
Der Sattel wurde wie die anderen Teile auch, von der Schablone (ohne Nahtzugabe!)auf den Stoff übertragen. Zur Verstärkung erhält der Sattel noch ein Bügelvlies. Das Vlies ist doppelseitig klebend. Der Sattelstoff wird dann, auf die beiden zuvor an der Rückennaht zusammengenähten Teile Nr. 2, gebügelt und anschließend mit einem umlaufendem Zickzackstich appliziert.
Man benötigt also den Sattel zweimal, einmal aus Stoff und einmal aus Vlies.
Der Griff am Sattel dient weniger zum Festhalten, sondern eher als Griff zum Transportieren des Stoffpferdes. Die äußere Hülle bildet einen Schlauch aus Cordstoff. Im Inneren befindet sich ein Stück 22mm Gurtband als Verstärkung.
Hülle und Spanngurt werden ringsherum und überkreuz mit dem Sattel vernäht. Die Enden der Griffhülle müssen zuvor nach innen befördert werden, damit diese auch gleichzeitig zusammengenäht werden. Zur Positionierung des Griffs auf dem Sattel verwendet man wieder die Schablone Teil Nr. 9.
Popo
Das Hinterteil besteht aus drei Teilen. Dies ging leider technisch nicht anders, da man für die Rundungen eine Nahtzugabe benötigt. Sonst hätte ein einziges Teil ausgereicht.
An Stelle wo später der Schwanz sitzen soll, wurde im Mittelteil ein großes Knopfloch mit ca. 25mm Länge erstellt. Durch dieses wird dann später der Schweif gefädelt. Rechts und links vom Mittelteil Nr. 4 wird jeweils ein Teil Nr. 3 angenäht. Die Kugelform entsteht dann von allein. Lassen Sie an einer der beiden Nähte einen Bereich von ca. 15 - 20cm offen. Die Öffnung wird zum Annähen des Schwanzes, zum Wenden und Ausstopfen benötigt.
Körper mit dem Hinterteil verbinden
Das Hinterteil, bestehend aus den beiden Teilen Nr. 3 und dem Teil 4 werden dann an den Körper genäht. Beginnen Sie jeweils dort, wo später beim fertigen Pferd oben ist (am Loch für den Schweif).
Kopf und Körper verbinden
Sie können nun Dr. Frankenstein spielen und den Kopf mit dem Körper verbinden. Fangen Sie wieder jeweils oben an. Zuerst die beiden Nähte zwischen Hals und Körper, dann den Hals auf beiden Seiten verbinden und zum Schluss die Mittelnaht am Bug (Vorderseite vom Körper Teil 2). Eine Abbildung hierfür erspare ich mir.
Boden
Zum Schluss wird der Boden angenäht. Im Schnittmuster sind an den Rundungen der Ecken Markierungspfeile dargestellt an denen der Boden unbedingt mit dem Körper passen muss. Sonst wird Rosinante schief. (Ecken schwierig.)
Wenden
Nun sind die Näharbeiten fast abgeschlossen. Wenden Sie nun das werdende Stoffpferd durch die Öffnung am Hinterteil. Mit der Mähne ist dies etwas kompliziert. Anschließend wird der vorbereitete Schweif von außen durch das Knopfloch am Popo geführt und an der Nahtzugabe der Rückennaht angenäht (siehe Schweif). Dann erfolgt das Ausstopfen.
Ausstopfen
Ausgestopfte Tiere mochte ich noch nie. Eine Tante hat angeblich ihren Hund nach dessen Ableben ausstopfen lassen*. Aber darum soll es ja hier nicht gehen und Rosinante ist ja auch kein Tier im eigentlichen Sinne. Alle Stoffpferdteile sind nun zusammengenäht. Am Popo ist nur noch ein Schlitz von ca. 15 - 20 cm Länge zum Wenden und Ausstopfen vorhanden.
Rosinantes äußere Hülle wurde nun umgedreht. Das vorher (linke) Innere ist
nun außen. Irgendwie hat mich das ganze nicht sehr überzeugt. Selbstzweifel
kamen auf, aber nachdem ich...
... in Rosinante gestopft hatte, war ich dann doch zufrieden.
Das Ausstopfen empfand ich als sehr schwierig. Schnauze, Kopf und Hals müssen richtig straff mit der Watte ausgestopft werden, damit der Hals nicht herunterhängt und der Kopf eine gute Form bekommt. Ich kann das leider nicht genauer beschreiben, man muss einfach probieren. Sie sollten die Watte vorher gut auflockern. Je lockerer die Watte, umso gleichmäßiger wird das Ergebnis.
Den Bauchbereich kann man im Inneren vielleicht auch mit
Holzwolle ausfüllen um etwas zu sparen. Sparen sollte man aber nicht an der Qualität des
Füllmaterials. Es gibt jede Menge chinesische Spitzenerzeugnisse auf dem Markt,
auf die man besser verzichten sollte. Nicht chinesische Bastelwatte zu finden
ist schwierig, da oft nicht ausgezeichnet, aber noch nicht unmöglich. Hier nur
ein Beispiel:
Erwin Hennecken GmbH, Wattefabrik aus Stolberg Rheinland, www.hobbybest.de
Unsere Watte stammte von Glorex.
Wenn die Füllwatte in Rosinates Bauch verschwunden ist, muss noch die Öffnung an der Unterseite von Hand zusammengenäht werden. Hier noch eine Ergänzung zum Thema Ausstopfen.
Es war vollbracht. Damit Rosinante nicht einfach mal so verschwindet, bekam Sie
noch ein geflochtenes Zaumzeug.
Fotogalerie






Zum Abschluss hier noch einige Fotos von der fertigen Rosinante (5).



Und hier 3 Bilder mit dem noch namenlosen Stoffpferd von Ann-Christin Seidel.
Vielen Dank für die Fotos!




Und hier die "Rosinante" von Anne und Paul Teichler, mit Rädern unten dran.
Tatsächlich mit Rädern! Kommentar siehe hier.


Rosinante in der Version Made by Rocka. Sie heißt Lucky Lou.
Aloha... ...nochmal vielen Dank und an alle unschlüssigen, es ist nicht so schwer, wie man es sich vorstellt :) Nur Mut :-D
Mehr im Gästebuch, Eintrag Nr.12.



Für meinen kleinen Sohn hab ich diese Weihnachten "Gerd das Pferd" genäht. Die Ohren habe ich etwas anders gelöst und den Sattel als Extrateil gemacht. Anbei ein paar Fotos, besten Gruß aus Hamburg, V. L..



Iltschi...
Erfahrungen
Nun noch ein paar Erfahrungen. Der Stoff muss sehr stabil und Reißfest sein. Der Stoff, den wir gekauft hatten, war leider qualitativ nicht sehr hochwertig und hat sich stark gedehnt. Wenn mehrere Kinder gleichzeitig auf Rosinante herumhopsen, kann sie leicht aus der Form geraten. Deshalb ist es vielleicht besser, den Bauch mit einem festeren Material als der Bastelwatte auszustopfen siehe hier).
Bei einer späteren Reparatur (die Kinder hatten mit viel Kraft den Schwanz abgerissen) haben wir festgestellt, dass eine Öffnung zum Ausstopfen am Hinterteil zwischen Teil 3 und 4 günstiger ist als m Boden. Bei dieser Aktion wurde noch der Boden Teil 1 mit einer Vlieseline bzw. einem Bügelvlies H250 verstärkt. Dies, aber nur weil der Stoff nicht so besonders ist.
Nutzungsbedingungen
Anleitung und Schnittmuster sind kostenlos nutzbar. Die Informationen dieser Seite dürfen ausschließlich für den privaten Gebrauch, zur Herstellung des Stoffpferds, zur Selbstnutzung oder zum Verschenken verwendet werden. Eine kommerzielle Nutzung ist nicht gestattet (Verkauf von Produkten oder der Informationen, (auch nicht bei DaWanda)). Eine Verlinkung auf die Projektseite ist erwünscht. Direktes verlinken auf die PDF-Datei des Schnittmusters und das Anbieten der Dateien auf anderen Servern ist nicht gestattet. Quellenangaben in Bildern und im Schnittmuster dürfen nicht entfernt werden. Anderweitige Nutzung bedarf meiner Zustimmung.
Die Nutzung der hier angebotenen Informationen erfolgt auf eigene Gefahr. Die Qualität des fertigen Produkts hängt im Wesentlichen von der der eingesetzten Materialien und der Verarbeitung ab. Rosinante wurde diversen Härtetests unterzogen und hat diese (fast) unbeschadet überstanden. Sie trägt kein "China Export" Zeichen, es sei denn, Sie nähen eins dran, was ich nicht hoffe. Sie ist auch für Kleinkinder unter 3 Jahren geeignet, da sie auf Grund ihrer Größe nicht verschluckt werden kann.
Der Link zur Projektseite ist: = diese Seite:
https://www.dirk-trute.de/basteln/stoffpferd/stoffpferd_selber_machen.html
Feedback, Kommentare
Wenn Sie Fragen haben oder einen Kommentar los werden möchten schreiben Sie mir bitte eine E-Mail. Wenn mir das, was Sie geschrieben haben gefällt, werde ich es hier einfügen. Wenn Sie unser Stoffpferd nachgebaut haben, würde ich mich sehr über ein Foto zur Veröffentlichung freuen. Wenn es geht, verlinken Sie diese Seite. Danke!
Das Schnittmuster ist schon so alt. Kann man das trotzdem noch nähen oder gibt es auch etwas Neueres?
Antwort: Das überhaupt kein Problem! Der Mensch benutzt seit geraumer Zeit das Feuer, seit kurzem auch Kernenergie*. *leider ist dies kein wirklicher Fortschritt
Ich habe eine Frage zu "Rosinate". Ich kann nirgendwo finden, wieviel Stoff man jeweils braucht. Ich möchte es meiner Tochter nähen und muss dafür Stoff bestellen.
Antwort: Auf Seite 3 in der Schnittmusterdatei. Die Angabe versteckt sich in der Bemaßung.
Ich würde gern euer pferd rosinante nachnähen, als Abschiedgeschenk meiner Tochter an ihren Kindergarten. Leider habe ich niergendwo gesehen, wieviel Stoff man insgesamt benötigt bzw. einkaufen muss.
Antwort: Der Stoffbedarf ist im Schnittmuster angegeben. Ich denke auf der 3. Seite finden Sie das Gesuchte.
Auf der Suche nach einem Einhornkostüm sind wir auf Ihre Seite gestossen. Die Einhornkappen waren schonmal super (Foto wird nachgereicht), aber die große Herausforderung war natürlich Rosinante! Nun ist sie fertig geworden und die Kinder sind absolut begeistert („das beste Spielzeug, was wir je bekommen haben“). Vielen Dank für die tolle Idee und dafür, dass Sie sie zur Verfügung stellen! Wir haben, inspiriert von Ihrer Zeichnung, die rollende Variante gewählt. Dafür haben wir einen Boden aus Tischlerplatte (t=22mm), den wir über ein Klavierband klappbar gemacht haben (damit er besser durch die Stopföffnung passt), in Rosinante eingesetzt. Über vier Einschlagmuttern konnten wir so von außen die Rollen anschrauben. Dafür haben wir aus dem Bodenstoff vier passende Löcher ausgeschnitten und mit Zickzack umsäumt. Gefüllt haben wir Rosinante mit ca. 1kg Bastelwatte und 2kg Feststopfwatte von Hobbytest (stopft etwas fester, gibt es z.B. bei NeoCreo Fadenversand) und, wie von Ihnen vorgeschlagen einem Kern aus ca. 0,5kg Bio Holzwolle (gekauft über ebay, europack24). Also nochmals vielen Dank, bestes Pferd aller Zeiten!
Antwort: Viele Dank für den aufbauenden Kommentar und dafür, dass Sie meine Gedanken weitergesponnen haben!
Ich habe mich sehr gefreut, als ich ihre Anleitung für das Stoffpferd gefunden habe.
Meine Tochter wünscht sich ein Spiel-Reitpferd und dieses ist ideal, genial.....
Ihr Schnittmuster ist wirklich super und die Erklärung zur Herstellung der Mähne bzw.
Schweif ist auch sehr verständlich.
Mein Problem ist das Zusammennähen, da fehlen mir leider ein paar Fotos oder Beschreibungen....
Wo fange ich am besten an, in welcher Reihenfolge nähe ich die Zuschnitte zusammen......
Vielleicht können sie mir noch ein paar Tipps geben?
Vielen Dank und liebe Grüße Andrea E...
Antwort: Ich arbeite daran.
Ergänzung 24.12.2014. Die Anleitung ist nun aus meiner Sicht fertig. Die Schritte der Nähanleitung wurden ergänzt.
Guten Morgen, erstmals herzlichen Dank für die Anleitung des Stoffpferdes. Ich möchte dies zu Weihnachten für meine Enkeltochter nähen. Nun habe ich den Boden mal ausgedruckt. Bei Ihnen wird als Maße angegeben 70x36, ich habe aber nur 60x34 was muss ich anders machen. Die Skala Maße stimmen. Was würden Sie als Füllmaterial empfehlen? Danke für Ihre baldige Rückantwort!!
Antwort: Sie finden Antworten auf beide Fragen weiter oben in der Beschreibung. Zur Größe hier und zum Füllmaterial da.
Antwort: