Linksys WRT54G gebraucht von Pollin Electronic
Ein Erfahrungsbericht mit ziemlich vielen Links
Unter der Kategorie "Neu im Shop" fand ich bei Pollin Electronic einen Linksys WRT54G WLAN-Router mit den Attributen "verschiedene Hardware-Versionen (Auswahl nicht möglich)", "ungeprüfte Retourenware" und "ohne weiteres Zubehör".
Ich wusste, dass man den Router unter Verwendung einer
alternativen Firmware in eine Eierlegende Wollmilchsau mit
fantastischen Frickelpotential verwandeln kann. Was ich vorher noch
nicht wusste, ist, dass dies sehr von der Hardwareversion des Routers
abhängig ist. Im Wikipedia Eintrag findet man unter dem Punkt "Hardware Revisionen"
mehr dazu und noch mehr z.B. im OpenWRT-Wiki.
Insgesamt habe ich bisher noch zu keinem Gerät so viel Informationen
im Internet gefunden wie zu diesem. Da ich gewissermaßen schon immer
auf einen Linksys-Router scharf war, jedoch mit dem, was hier vor sich
hin werkelt sehr zufrieden bin, blieb es bisher beim bisherigen
Router. Allerdings konnte ich auf Grund der Fülle an Informationen und
des "tollen" Angebotes nicht widerstehen und bestellte die Katze mit
Wundertüteneffekt im Sack bzw. im Karton.
Nach 2 Sekunden suchen fand ich auch das passende Netzteil zum Router.
Hier die Pollin-Shopdaten von beiden Artikeln, auch wenn der Router
mittlerweile ausverkauft ist:
WLAN-Router CISCO LINKSYS WRT54G, ungeprüfte Retourenware
Bestellnummer: 722 876
Schaltnetzteil LINKSYS LS120V10AE, 12 V-/1 A
Bestellnummer:
351 400
Um die spannungserfüllte Wartezeit zu verkürzen und um zu sehen, was man denn nun geliefert bekommt, bescherte mit das Internet in Verkörperung von Google nur Ernüchterndes. Ein Mikrocontroller.net-User bekam gleich mehrfach die Hardwarerevison 7. Mit der Experimente in Form alternativer Firmware etwas sehr schwierig sein sollen.
Nach ein paar Tagen kam dann dieses hier:

Oben drauf ein Aufkleber mit "DSLonair". Noch nie gehört...
Der "Unterboden" war noch interessanter:

Der Router trägt die Versionsbezeichnung WRT54G v2.2. Glück gehabt!
Jetzt muss der Spaß nur noch funktionieren (Retourware?).
Bevor ich den Computer angestöpselt habe, drückte ich erst einmal 10
Sekunden (bei eingeschaltetem Router) den Resetknopf auf der
Rückseite. Dies setzt den Router normalerweise auf Werkseinstellungen
zurück.
Die Werkseiteige IP-Adresse des Routers ist
laut Bedienungsanleitung 192.168.1.1.
Um herauszufinden, ob
dies auch stimmt, kann man als Windows Benutzer mittels cmd, ipconfig /all
ausführen:

Wie sich zeigte, werkelte im Router ein DHCP-Server und die Standard
IP-Adresse des Routers ist im Gegensatz zur Linksys-Anleitung auf 192.168.100.1
voreingestellt.
Dann versuchte ich den eingebauten Webserver des Routers über diese IP zu erreichen (man tippe die IP in einen Browser). Dies funktionierte auch ganz gut. Der Router wollte Benutzername und Passwort wissen. Laut Linksys-Dokumentation ist die Kombination aus Standardbenutzer und Standardpasswort entweder:
User: keine Eingabe (also garnichts)
Password: admin
User: root
Password: admin
Beides funktionierte zu meiner "Erbauung" und Verzweiflung nicht...
Besuch bei DSLonair
Als Nächstes versuchte ich etwas über DSLonair der Deutschen Breitband
Dienste GmbH herauszufinden.
Ich suchte nach einer Anleitung
zur Routereinrichtung, in der gegebenenfalls das Passwort stehen
könnte. Unter:
www.dbd-breitband.de und auf der recht seltsamen Seite
www.dslonair.de fand ich absolut nichts.
Auf einer anderen Seite, dass über speziell modifizierte WLAN-Geräte
ein Internetzugang angeboten wird. Auch sonst war so gut wie nichts zu
finden, aber Google kannte bereits die Suchanfrage "dslonair router passwort" und (Zitat:)
"Mein DSL
Anbieter will das Passwort von meinem Access Point nicht rausrücken".
Die Antwort auf meine Frage fand ich dann im DD-WRT
Forum.
Einen Benutzernamen gibt es nicht (Feld leer lassen) und das Passwort ist der Name des
Providers (als zusammenhängendes Wort, komplett in Kleinschreibung).
User: keine Eingabe (also garnichts)
Password: dslonair
Und tatsächlich! Ich war drin und musste zwangsweise an den Werbespot von dieser Firma denken, die früher immer gratis CD-Schachteln verteilt hat. Auch wenn dies jetzt nichts zur Sache beiträgt.
Das Web-Interface des Routers sah dann so aus:
Der Router war fest als Client vorkonfiguriert und sonst ging eigentlich so gut wie nichts.
Das Menü zum Einspielen eines Firmwareupdates war jedoch
erstaunlicherweise vorhanden und funktionierte sogar auch noch.

Nach 4 Minuten und 32 Sekunden verabschiedete ich mich gleich wieder von der DSLonair Firmware.
Linksys Originalfirmware
Nachdem ich die DSLonair "Werkseinstellungen" gesichert hatte (keine
Ahnung wozu).
Organisierte ich mir die Originalfirmware von
Linksys.
http://www.linksys.com/de-eu/home
http://support.linksys.com/de-eu/support/routers/WRT54G >> Downloads >>Hardware-Version des Routers auswählen

Mit der der Router auch bestimmungsgemäß als Router zu gebrauchen ist. Ein Teil der vorher unsichtbaren DSLonair Voreinstellungen waren nun in den einzelnen Menüpunkten sichtbar. Da mir das aber nichts nutzte, setzte ich den Router über die Menüfunktion auf die Linksys-Werkseinstellungen zurück. Die Anmeldung erfolgte nun mit
User: nix (keine Eingabe)
Password: admin
Die DSLonair Daten waren nun verschwunden und der Router sozusagen im Urzustand. Ich vermute, dass der Router auch mit der Original- bzw. mit einer Alternativfirmware seinen Dienst getan hätte, da die Einstellungen nach dem Firmwarewechsel erhalten blieben. Da ich keinen Router als solchen benötigte, sondern etwas ganz anderes, benötigte ich auch ein anderes Betriebssystem für den Router. Nun kommt als Nächstes die Qual der Wahl:
Alternative Firmware für den WRT54G
Im Wikipediaartikel befindet sich eine Liste mit alternativer Firmware: Linux-Distributionen für den WRT54G
Da ich nach etwas mit Webinterface und deutscher Benutzeroberfläche suchte, entschied ich mich für DD-WRT.
Das Webinterface nach Aufspielen (flashen) der DD-WRT -Firmware.
Der Login erfolgt über:
User: root
Password: admin
Sehr viele Informationen findet man im deutschsprachigen Wiki:
DD-WRT Wiki - Hauptseite
DD-WRT Doku in deutscher Sprache
Hier noch der Link zur Firmware:
Router-Database
Dort wird man nach Eingabe der Versionsbezeichnung des Routers fündig.
Mit dem Ergebnis, dass man sich schon wieder entscheiden muss.
Es besteht die Auswahl zwischen nur 21 verschiedenen Imagedateien bzw.
Paketen.
Zur Zeit der Erstellung dieser Seite war die DD-WRT
Version 24 mit SP2 Beta aktuell.
Etwas Aufklärung über die Unterschiede zwischen den verschiedenen Versionen bringt:"Die verschiedenen Pakete".
Die Features chillispot, nocat, rflow, kaid, RADVD oder SIPatH sagten mir rein gar nichts. Deshalb entschied ich mich für die Standardversion (dd-wrt.v24_std_generic.bin) in der fast alle dieser Funktionen enthalten sind. Die Softwareversion ist nicht nur vom gewünschten Funktionsumfang, sondern auch vom jeweiligem RAM des Routers abhängig.
Mit der Anzahl der Funktionen (evtl. auch von deaktivierten) steigt auch die Anfälligkeit für Sicherheitslücken. Diese gab es auch schon bei DD-WRT, Siehe CT 21/2013. Allerdings geht es dabei um eine Sicherheitslücke, die bereits seit 2009 bekannt war und vom Betreiber des Routers geschlossen werden konnte. Wenn dieser denn die Firmware auch schön aktualisiert hätte. Allgemeiner Natur (nicht auf den Linksys-Router bezogen) kann ich noch ergänzen: vorausgesetzt es gib überhaupt ein Update, da man nach der Wunschvorstellung der Hersteller möglichst jährlich neue Geräte kaufen sollte.
Fazit:
Ich habe mit dem Pollin-Überraschungsartikel glück gehabt und für rund 10 Euro einen (wenn auch nicht mehr ganz modernen) Router mit Kultstatus bekommen und diesen sogar zeitweilig vor dem Müll bewahrt. Übrigens wurde mit dem WRT1900AC ein Nachfolgermodell angekündigt: Link Computerbase.de. Werfen Sie Ihren alten Router sofort in die Tonne!
- Aktualisierung:
- Auf der Seite www.comparitech.com ist eine Anleitung zu finden, wie man Open VPN auf DD-WRT Routern einrichten kann.
Feedback, Kommentare
Wenn Sie Fragen haben oder einen Kommentar los werden möchten, schreiben Sie mir bitte eine E-Mail oder nutzen Sie das Kontaktformular.
Wenn mir das, was Sie geschrieben haben gefällt, werde ich es hier einfügen. E-Mail-Adressen werden nicht veröffentlicht.
Antwort: